Manchmal ist eine künstliche Befruchtung die letzte Hoffnung auf ein eigenes Kind. Doch auch, wenn Sie sich für diesen Schritt entschieden haben, kann es mitunter ein sehr langer und steiniger Weg sein, bevor Sie Ihr Baby in den Händen halten können. Denn die hormonellen Stimulationen, die Punktionen und das andauernde Hoffen und Bangen belasten den Körper und die Seele zugleich. Außerdem bietet eine künstliche Befruchtung – oder assistierte Reproduktion, wie es in der Fachsprache heißt –natürlich keine Garantie dafür, dass wirklich eine Schwangerschaft eintritt, denn zu viele Faktoren sind entscheidend.
Immerhin haben verschiedene Studien ergeben, dass der psychische Druck, der bei einer künstlichen Befruchtung auf den Frauen lastet, sich nicht negativ auf die Erfolgschancen auswirkt 1. Dennoch können eine künstliche Befruchtung und alle damit verbundenen Unannehmlichkeiten die Partnerschaft, das Alltagsleben und Ihren Körper vor eine harte Belastungsprobe stellen.
Versuchen Sie daher, es sich und Ihrem Partner in dieser Zeit dennoch so schön wie möglich zu machen. Sprechen Sie Ihre Ängste offen an. Aber versuchen Sie, Ihren Kinderwunsch auch zwischendurch einmal zu vergessen, um zu entspannen und es sich gut gehen zu lassen. Manchmal hilft es auch, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die Traurigkeit und den psychischen Druck besser zu verarbeiten.
Insemination
Eine Insemination wird meistens dann empfohlen, wenn die Spermienqualität des männlichen Partners eigeschränkt ist.
Vorher Spermiogramm verbessern!
Bevor eine Insemination ins Auge gefasst wird, sollte über mindestens sechs Monate versucht werden, das Spermiogramm mit natürlichen Mitteln zu verbessern. Um die Spermienentwicklung maximal zu unterstützen, sollte der Mann während dieser Zeit:
- nicht rauchen und möglichst wenig Alkohol trinken,
- Hitze an seinen Hoden vermeiden,
- sich gesund ernähren (wenig gesättigte Fette, viel Fisch, Gemüse und Obst), und
- der Ernährung gezielt durch eines der Spezialprodukte amitamin fertilsan M, Fertilovit M oder Profertil ergänzen.
Die drei genannten Mittel sind sogenannte „ergänzende bilanzierte Diäten“, die dem Körper zielgerichtet Vitamine, Spurenelemente und Antioxidantien zuführen. Eine große Anzahl von Studien hat machgewiesen, dass so die Anzahl und Qualität der Spermien um den Faktor vier vervielfacht werden können. Risiken und Nebenwirkungen gibt es nicht zu beachten, denn es handelt sich um sehr sichere Lebensmittelbausteine.
Insemination auch bei negativem Postkoitaltest
Aber auch, wenn der Postkoitaltest – beispielsweise aufgrund einer zu geringen Produktion von Zervixschleim oder weil Sie Antikörper gegen Samenzellen entwickeln – negativ ausgefallen ist, kann die Insemination Ihnen dabei helfen, schwanger zu werden.
Denn bei der Insemination wird das aufbereitete Sperma direkt mit einem dünnen Schlauch über die Scheide in die Gebärmutter (Intrauterine Insemination; IUI) eingebracht. Der Vorgang ist im Allgemeinen unbedenklich und komplikationslos, nur selten empfinden die Frauen die Prozedur als etwas schmerzhaft.
Sind Ihre Zyklen regelmäßig, so kann die Insemination völlig ohne Medikamenteneinnahme erfolgen. Da das Einbringen der Samenzellen aber zum Zeitpunkt der höchsten Fruchtbarkeit die besten Erfolgschancen verspricht, empfehlen Mediziner, zur Auslösung des Eisprungs dennoch das Peptidhormon HCG (Humanes Choriongonadotropin) zu spritzen.
Manchmal kann es aber auch sinnvoll sein, den weiblichen Zyklus sanft durch Hormone zu stimulieren, damit direkt zwei oder drei Eizellen springen und die Chance auf eine Schwangerschaft erhöht wird. Um eine gefährliche Hyperstimulation der Eierstöcke auszuschließen, sind dabei regelmäßige Kontrollen in der Kinderwunschklinik nötig.
Manchmal entscheiden sich Paare für eine Insemination mit Fremdsperma (Heterologe Insemination). Dies kann der Fall sein, wenn der Partner keinerlei Samenzellen entwickelt. Aber auch, wenn er an einer ernsten Erbkrankheit leidet, die Sie beide Ihrem Nachwuchs ersparen möchten.
Risiken der Insemination
Vor allem die Hormonstimulation kann vielschichtige Nebenwirkungen mit sich bringen. Besonders gefürchtet ist dabei das Ovarielle Überstimulationssyndrom, weshalb häufige Besuche beim behandelnden Arzt nötig sind. Die Überstimulation kann aber auch Mehrlingsschwangerschaften zur Folge haben, was wiederum sowohl für die Mutter als auch für die Kinder ein erhöhtes Gefahrenpotential bedeutet.
Die Heterologe Insemination kann darüber hinaus zu psychosozialen und ethischen Problemen führen, da der Partner nicht der leibliche Vater des Kindes ist. Trotz sorgfältiger Kontrolle kann außerdem eine Übertragung von Infektionskrankheiten nicht vollständig ausgeschlossen werden.
In-vitro-Fertilisation (IVF)
Die In-vitro-Fertilisation ist eine Methode der künstlichen Befruchtung, bei der aus den Eierstöcken der Frau die Eizellen entnommen werden, um sie im Labor mit den Spermien des Mannes zusammenzubringen. Hat eine Befruchtung stattgefunden, so werden die Embryonen in die Gebärmutter der Frau eingesetzt, um sich dort im Idealfall einzunisten und regulär weiterzuentwickeln.
Bevor Eizellen entnommen werden können, muss die natürliche Tätigkeit der Eierstöcke allerdings mithilfe von Hormonen ausgeschaltet werden. Sobald dies erfolgreich ist, erfolgt die Überstimulation der Ovarien mit weiteren hormonhaltigen Medikamenten. Im Idealfall reifen so circa 15 Follikel heran, die für die spätere In-vitro-Fertilisation genutzt werden können. Die Therapie muss sehr gründlich medizinisch begleitet werden, da es sehr selten zu einer lebensbedrohlichen Überstimulation der Eierstöcke kommen kann.
Nachdem ein weiteres, eisprungauslösendes Hormon zum Einsatz gekommen ist, findet die Entnahme der Eizellen statt. Für die Punktion, die mittels einer winzigen Nadel durchgeführt wird, erhält die Frau normalerweise eine kurze Vollnarkose. Gleichzeitig gewinnt der Partner Sperma, indem er masturbiert. Anschließend werden Eizellen und die aufbereiteten Spermien in einer Nährlösung zusammengebracht. War die Befruchtung erfolgreich, so werden etwa 72 Stunden später ein bis drei Embryonen mit einem Schlauch über die Scheide in die Gebärmutter gespült. Auch in der folgenden Gelbkörperphase ist es bei der In-vitro-Fertilisation wichtig, den weiblichen Körper mit weiteren Hormonen bestmöglich zu unterstützen.
Die In-Vitro-Fertilisation wird unter anderem bei verklebten oder fehlenden Eileitern und bei Endometriosen durchgeführt. Aber auch wenn mehrere Inseminationsversuche oder hormonelle Stimulationen ohne künstliche Befruchtung erfolglos blieben, ist die IVF oft die Methode der Wahl.
Wenn mehr Eizellen befruchtet wurden als nötig, so können diese für eine spätere Behandlung eingefroren werden (Krykonservierte Embryonen). So erspart man sich bei weiteren Versuchen die aufwändige und belastende Eierstock-Stimulation und die Punktion.
Risiken der In-vitro-Fertilisation
Der weibliche Körper kann durch die externe Zufuhr der Hormone ziemlich durcheinandergeraten. Das Ovarielle Hyperstimulationssyndrom ist zwar selten. Aber auch viele andere Nebenwirkungen – etwa Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Bauchschmerzen, Gewichtszunahme und Übelkeit – können auftreten.
Bei der Punktion kommt es äußerst selten zu einer Verletzung der umliegenden Organe oder zu Infektionen. Auch die Narkose birgt natürlich gewisse Risiken.
Da oft zwei Embryonen in die Gebärmutter transferiert werden, treten nach der IVF-Behandlung überdurchschnittlich häufig Mehrlingsschwangerschaften auf, was sowohl für die Mutter als auch für die Kinder eine erhöhte Gefahr bedeutet. Auch kommt es vermehrt zu Eileiterschwangerschaften als bei natürlichen Befruchtungen. Ebenfalls ist die Fehl- und Totgeburtenrate bei der IVF leicht erhöht. Dies liegt zum einen sicherlich teilweise an den Voraussetzungen, die das Paar mitbringt (zum Beispiel erhöhtes Alter).
Doch auf der anderen Seite haben Wissenschaftler in groß angelegten Studien festgestellt, dass auch die Therapieform selber gewisse Risiken birgt 2. Säuglinge, die mithilfe der IVF entstanden sind, kommen darüber hinaus häufiger als „Frühchen“ zur Welt als natürlich gezeugte Kinder. Bisher ist noch nicht abschließend geklärt, ob die künstliche Befruchtung auch das Auftreten von Fehlbildungen oder Langzeitschäden des Nachwuchses erhöht.
Handelt es sich um kryokonservierte Embryonen, so treten Frühgeburten vor der 34 Schwangerschaftswoche, laut einer Studie, ebenfalls häufiger auf als bei einer natürlichen Befruchtung im Mutterleib. Auch ist die Zahl der Totgeburten erhöht. Hinzu kommt außerdem, dass nach dieser Methode signifikant mehr Kinder mit einem sehr hohen Geburtsgewicht geboren werden, was oft dazu führt, dass ein Kaiserschnitt nötig ist. Im Gegensatz dazu haben Kinder, die direkt nach der erfolgreichen Befruchtung eingesetzt wurden, häufiger ein sehr geringes Geburtsgewicht. Nach Auswertung aller Faktoren kommen Wissenschaftler interessanterweise zu dem Schluss, dass kryokonservierte Embryonen sich besser entwickeln als solche, die frisch bei der IVF entstehen 3. Auf der anderen Seite sind die Erfolgsaussichten der Einnistung allerdings bei frischen Embryonen höher.
Intrazytoplasmatische Spermieninjektion
Die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) verläuft von der Behandlung der Frau genauso ab, wie die In-vitro-Fertilisation. Sie wird allerdings dann eingesetzt, wenn der Partner nur sehr wenige oder schlecht entwickelte Samenzellen produziert. Daher werden die männlichen Keimzellen bei der ICSI fast immer unter Betäubung direkt aus dem Hoden oder dem Nebenhoden entnommen. Eine der männlichen Keimzellen wird dann im Labor direkt in die Eizelle eingespritzt.
Risiken der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion
Zusätzlich zu den Risiken, die auch bei der IVF auftreten, kommt es erwiesenermaßen etwas häufiger zu Fehlbildungen beim Nachwuchs 4. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass bei der Therapie auch Spermien in die Eizelle eingebracht werden, die dies unter natürlichen Bedingungen niemals geschafft hätten.
Eizellspende
Die Eizellspende ist in Deutschland verboten. Sie ist allerdings für Frauen, deren Eierstöcke keine Eizellen produzieren, die einzige Möglichkeit, schwanger zu werden. Bei der Methode werden in die Gebärmutter der Kinderwunsch-Patientin Embryonen transferiert, die aus den Eizellen einer anderen Frau und normalerweise dem Sperma des eigenen Partners entstanden sind. Obwohl die Kinderwunsch-Patientin den Fötus also austrägt, ist sie nicht die genetische Mutter des Kindes. Die vorherige Entnahme und die Befruchtung der Eizellen erfolgen über IVF oder ICSI.
Literatur und Studien u.a.: